Tempo / Hanomag Hubwagen
1955 bis 1970
Der Frontantrieb von Tempo begünstigte die skurrilsten Auf (bzw.
An-)bauten, da man völlig ohne Rücksicht
auf den
Antrieb eigentlich alles an das Fahrerhaus bzw. den Triebkopf anflanschen
konnte....
Bereits 1951 brachte die Firma Ruthmann (in Gescher / Westfalen)
die ersten Matador-Ausführungen
auf den Markt, die Lasten vom Erdboden bis in ca. 1,30 Meter Höhe
anheben konnten.
Gedacht war die Konstruktion zum einen für sehr schwere Lasten
und zum anderen für einen rampen- und
gabelstaplerunabhängigen Einsatz im Speditionsbetrieb (vorrangig
mit Rollbehältern).
Ab 1956 bereicherte die Waggon- und Maschinenbau GmbH (Wumag)
in Krefeld mit einer ähnlichen
Konstruktion
den Markt. Und schließlich gab es noch die Hubwagen der Firma Eylert.(Wuppertal).
Selbst die Tempo-Werke versuchten in Zusammenarbeit mit HANOMAG eine eigene Hubwagen-Konstruktion
auf dem Markt für Spezialfahrzeuge zu etablieren.
Ruthmann Niederflur - Hubwagen
Oben links im Bild der Tempo-Ruthmann-Hubwagen in der Version ab 1955;
rechts ist das Vorgängermodell zu sehen (Matador 1400; Bauzeit 1952 bis 1955).
Auch der Matador 1400 hatte ursprünglich den Ruthmann-Schriftzug auf der Nase :
1958 offerierte die Import-Firma FADEX COMMERCIAL CORPORATION
in New York ihren Kunden den "Tempo Matador Elevator Truck" :
Frühe Ausführung des Ruthmann-Hubwagens :
diese Bauart mit dem Führungsrahmen für die Seilzüge war seit Anfang der 50er Jahre
für die
Konstruktion von Ruthmann typisch . Hubhöhe
1,30m, auf Sonderwunsch bis 1,45m.
Es waren insgesamt 15 (!) verschiedene Kombinationen von Aufbaugröße
und Nutzlast lieferbar :
Die Ruthmann-Bedienungsanleitung und der Ersatzteilkatalog vom März 1957
als PDF-Datei zum Ansehen, Ausdrucken, Downloaden etc : HIER KLICKEN !
Matador E Hubwagen von Ruthmann sind uns bis heute nicht bekannt !
Erst die ab 1967 produzierten Matador E - Nachfolger waren wieder als Ruthmann-Hubwagen erhältlich - in der
Konstruktion deutlich verändert. Hier einer davon, ein Hanomag F 36 als Ruthmann-Niederflur-Hubwagen :
Und das folgende Bild zeigt mutmaßlich einen HANOMAG-HENSCHEL F 35 Ruthmann-Hubwagen :
Wumag-Hubwagen
Tempo Matador I
Für nähere Infos bitte anklicken : Tempo-Prospekt von 1957
Dieser 1959 an die Hamburger Spedition Erwin Domass gelieferte
WUMAG 1,5 to hatte noch im selben Jahr einen besonderen Einsatz :
Die Boxer Gustav Scholz, Kuddl Schmidt und Gerhard Hecht ließen sich von Erwin Domass "hochleben" !
Oben : WUMAG Hubwagen mit 1,5 Tonnen Nutzlast unterwegs für den Nordwestddeutschen
Rundfunk in Hamburg.
Als 1964 die Giraffen im Zoo von Hannover in ihr neu erbautes Domizil umquartiert werden sollten,
benutzte man kurzerhand den WUMAG Hubwagen eines lokalen Spediteurs...
Und hier wird von einem WUMAG-Hubwagen der Firma "Eilboten Schütz" aus Hannover der vorrangige
Verwendungszweck dieses Fahrzeugtyps demonstriert : Transport von Rollbehältern der Deutschen Bundesbahn
Derselbe Wagen mit anderer Ladung :
Der 1,5 to WUMAG-Hubwagen kostete 1962 DM 16.500,- (soviel wie ein Mercedes-Benz 190 SL - allerdings
mußte ein Tempo WUMAG richtig arbeiten und wurde nicht nur bei Sonnenschein "ausgeführt").
In der Standardversion war der Wagen insgesamt 2,50m
breit und konnte Lasten von 1.500 kg
bis auf anderthalb Meter anheben. Die Bereifung
: vorne 6.70-15 (extra Transport) und hinten 7,50-20
Originell : die Begrenzungsleuchten am Dach ! Sie waren ein Zugeständnis
an § 51 (1) der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung !
Der Tempo Matador WUMAG-Hubwagen war damals so populär, dass die Firma Sieper-
Kunststoffe (Siku) in Lüdenscheid diesen Typ zwischen 1961 und 1964 in ihr Sortiment von
Verkehrsmodellen im Maßstab 1 : 60 aufnahm ! Da diese Plastikmodelle oft durch Kinderhände
gingen, sind heute nur noch recht wenige im tadellosen Zustand erhalten !
Tempo Matador I - Hubwagen von Wumag in 1:1 heutzutage ?
Uns ist nur dieser eine hier noch bekannt :
Tempo "Athlet" 3 to Hubwagen von WUMAG
"Nähere Details unbekannt ! Wer weiß mehr ?"
Das war so ziemlich alles, was wir jahrelang über dieses Bild sagen konnten !
Im August 2017 hat Kai-Uwe Wahl aus Hamburg endlich die Frage beantwortet !
Er stellte uns nämlich einen sachdienlichen Tempo-Prospekt von 1959 zur Verfügung !
Dank an dieser Stelle !
Die vordere Bereifung war entweder in der Dimension 7.50 -16 e.Tr. oder 7.50 -20 eHD;
Die Bereifung hinten war 9.00 - 20 eHD verstärkt. Die Ladefläche hatte die Abmessung
(Länge mal Breite) 3850 mm X 1710 mm . Die Höhe der Bordwand betrug 615 mm.
Gesamtlänge des Fahrzeugs : 6,37 Meter. Hubzeit mit drei Tonnen Nutzlast von 0 auf 1,5 m : 18 Sek.
Matador
E WUMAG - Hubwagen
Für nähere Infos bitte anklicken : Hanomag-Prospekt von 1965
Den 1,8 to Hubwagen von WUMAG gab es ab 1964 mit drei verschiedenen Abmessungen der Pritsche :
- 3900 mm X 1580 mm (18.600,- DM)
- 3900 mm X 1250 mm (18.700,- DM)
- 3200 mm X 1580 mm (18.700,- DM; Abbildung oben)
(mit Dieselmotor jeweils 1.250,- DM Aufpreis)
Neu gegenüber den Vorgängermodellen war beim 1,8 to - WUMAG-Hubwagen der abschaltbare Nebenantrieb !
Vorher lief der immer mit, was natürlich die Lebensdauer der Hydraulikpumpe nicht wirklich positiv beeinflußte !
Hier noch eine Information aus der Hanomag-Tempo-Verkäuferzeitschtschrift kontakt Nr.3/1965 :
Zwei existierende Matador E WUMAG Hubwagen sind uns heute noch bekannt :
unser 1965er Tempo 1,8 to (links) und ein 1966er Hanomag 1,98 to (rechts im Bild)
Die beiden Fahrzeuge sind nicht baugleich : der 1966er verfügt über eine 20cm breitere Pritsche
(geänderte Hinterachs-Konstruktion), so dass nicht mehr zwei zweizeilige Kennzeichen seitlich
an der Pritsche nötig (und möglich !) waren, sondern nur noch ein einzeiliges Kennzeichen an
der Klappe, was allerdings die Kennzeichenbeleuchtung etwas störungsanfälliger machte :
Oben auf dem alten Zollhof in Hamburg (September 2015).
Unten im Oktober 2017....mal ohne Plane !
1967 erhielten die Hanomag-WUMAG-Hubwagen ein neu gestaltetes Fahrerhaus und waren nun
in Verbindung mit der bereits ein Jahr zuvor geänderten Rahmenkonstruktion deutlich moderner :
Nun zur Tempo-Hanomag-Konstruktion :
Athlet - Hubwagen
Dieser 3-to-Hubwagen wurde bereits vor der Premiere des Matador E konstruiert !
Deshalb konnte das erste Fahrzeug auch schon direkt auf der IAA im September 1963
als Vorführwagen präsentiert werden, wie dieses kleine Zeitschriften-Foto aus selbem Jahr belegt :
Neupreis 1964 : 24 950,- DM mit Benzinmotor
und 26 200,- DM mit Dieselmotor.
Der Athlet-Triebkopf war nicht nur an
der zusätzlichen Stoßstange (vom HANOMAG Kurier)
zu erkennen, sondern auch an der größeren
Bereifung der Vorderachse (6.50-16 statt 6.70-15)
Die hintere Bereifung hatte die
Dimension "7.50x20 eHD Super"
Immer wieder schön anzusehen : wird die Ladefläche
auf Rampenhöhe gebracht,
sieht das Fahrzeug ein wenig aus wie ein urzeitliches Insekt...
Bitte beachten : der 1,8 to Hubwagen wurde von WUMAG in Krefeld gefertigt,
der 3 to Hubwagen ist hingegen eine Tempo / Hanomag - Konstruktion, weshalb es
trotz der äußerst geringen Produktionszahl für den 3 to (man spricht von 16 Exemplaren) sogar
eine eigene Bedienungsanleitung sowie einen separaten Ersatzteilkatalog von Hanomag gegeben hat !
Wenn selbst Hanomag über die eigene Händlerorganisation nicht in der Lage gewesen ist, mehr als sechzehn
Hubwagen mit 3 Tonnen Nutzlast an den Mann zu bringen, ist es nicht verwunderlich, daß die 3 to-Hubwagen
von WUMAG und Eylert ein paar Jahre zuvor Einzelstücke geblieben waren !
.
Bis heute in Hamburg erhalten.....ein in den 1960er Jahren
im Tempo-Werk angefertigtes Modell des Athlet-3 to-Hubwagens :
Laut Aussagen eines ehemaligen Ingenieurs der Fa. Vidal & Sohn bestand die
Konstruktions-Abteilung der Tempo-Werke aus lediglich 25 Personen (inkl. Sekretärinnen).
Eylert-Hubwagen
Ca. 1960 fertigte die Firma Eylert (Wuppertal) einen Hubwagen mit Tempo Athlet-Triebkopf.
Es blieb aber wohl bei einem Einzelstück
Die von Eylert gefertigten Hubwagen hatten damals üblicherweise Unimog-Triebköpfe.
Erst ab 1967 ging man mit Triebköpfen aus Hamburg-Harburg in Serie :
Hanomag-Henschel Hubwagen aus Eylert-Produktion
Die Eylert-Niederflurhubwagen waren in vier verschiedenen Ausführungen lieferbar und zwar als
Hanomag F 35 und F 36 mit jeweils zwei verschiedenen Pritschenlängen (die Breite war stets 1,8 m) :
- Typ 5258 (Hanomag-Henschel F 35; Pritschenlänge 3650 mm oder 4150 mm)
- Typ 5297 (Hanomag-Henschel F 36; Pritschenlänge 4150 mm oder 4600 mm)
Hier der Typ Eylert 5297 in Aktion :
Und hier der Typ 5258 :
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